Für die 17 Mio Euro vom Land, die der Oberbürgermeister für Sanierung und Ausbau
des "Dortmunder U" fest einplant, gibt es keine Deckung durch den Minister.
NRW-Städtebauminister Oliver Wittke hatte vor vier Wochen gegenüber der WAZ zum
"U" erklärt, er könne sich dazu keinen großen finanziellen Beitrag des Landes
vorstellen. Denn er verfolge bei der Projektförderung eine andere Linie als die
alte Landesregierung. "Ich möchte Kommunen davor bewahren, sich neuen
finanziellen Ballast ans Bein zu hängen", sagte Wittke damals. Als gäbe es diese
Aussage des zuständigen Ministers nicht, rechnet Oberbürgermeister Dr. Gerhard
Langemeyer damit, dass die Hälfte der auf 34 Millionen Euro geschätzten
Baukosten fürs "U" vom Land kommen (WAZ von gestern). Wittke dazu am Donnerstag
auf WAZ-Anfrage: "Für mich gibt es keinen neuen Sachstand." An seinen Aussagen
von vor vier Wochen habe sich nichts geändert. Dass Oberbürgermeister die neue
Landes-Linie einfach ignorieren, "passiert im Moment an allen Ecken und Enden",
ergänzt Wittkes Referent Jens Petershöfer. "In Aachen haben wir gerade auch so
einen Fall." Gefördert werden sollten "nach Möglichkeit nur noch Projekte, die
sich selber tragen. Und auf jeden Fall muss sich ein privater Investor
beteiligen."
Was beim "Dortmunder U" nicht völlig undenkbar ist - selbst wenn sich in den
aktuellen Rechenspielen des OB die Privatvariante nicht wiederfindet.
Franz-Josef Drabig, ehemaliger SPD-Fraktions-Chef im Rat und heute bei der
Immobilientochter der RWE in Lohn und Brot, hat in Richtung Stadt schon vor
Wochen signalisiert, sich durchaus die Rolle des U-Turm-Investors vorstellen zu
können.
Spürbar enttäuscht nahm gestern der SPD-Vorsitzende Günther Wegmann die Tatsache
zur Kenntnis, dass die Ratsfraktion und ihr Chef Ernst Prüsse auf bedingungslose
Gefolgschaft gegenüber dem OB umgeschwenkt sind. Wegmann hatte vor gut zwei
Wochen angemahnt, das "U-Turmprojekt" müsse wegen der finanziellen Belastungen
für folgende Generationen breit in der Partei (erstmals am Tag nach der
Bundestagswahl) diskutiert werden - die Zustimmung seiner Rats-Genossen zu den
OB-Plänen schafft vollendete Tatsachen. "Ich sage nichts dazu", so Wegmann.
Die Grüne Daniela Schneckenburger betonte gestern, dass sich ihre Fraktion bei
der Wahl zwischen Sanierung U-Turm oder Sanierung Ostwallmuseum eindeutig für
den U-Turm entschieden habe. Und einen korrekten Förderantrag - nach Abschluss
des geplanten Architektenwettbewerbs - müsse der Minister prüfen...
Unbeantwortet lässt der OB - was in der Dezernentenrunde am Dienstag durchaus
auch mal eine kritische Anmerkung hervorrief - die Frage, was mit dem Museum am
Ostwall nach Verlagerung ins "U" passieren soll. Und mit welchen Betriebskosten
die Stadt künftig an dem Standort zu rechnen habe? Bekommt man das Objekt
nämlich nicht verkauft, ist die Verlagerung ins "U" erst recht nicht
kostenneutral - wie immer von den Grünen gefordert, da das Ostwall-Gebäude
weiterhin Kosten verursachen würde.
waz [cm/JAL] 08.09.2005