Kober und Aids-Hilfe wollen mit Verteilaktion Kondonmüdigkeit entgegenwirken. Sicherheitsboxen werden gut angenommen
"Die Männer fragen wirklich immer zuerst, ob es die Frauen ohne Kondom machen?" Für den norwegischen Journalistenkollegen, der im Zuge seiner WM-Berichterstattung auf dem Straßenstrich an der Ravensberger Straße gelandet war, kaum vorstellbar. Ein Straßenstrich in Norwegen übrigens auch. Um genau diesem Verhalten entgegenzuwirken, verteilten die Aids-Hilfe und die Beratungsstelle Kober unter dem Motto "Kondome: Ja! Gutes Benehmen: Ja!" 450 Geschenktütchen an die Freier. Darin enthalten sind natürlich Kondome, Informationsbroschüren und ein "Benimm-Knigge für Freier" auf Deutsch, Englisch und Polnisch. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen steigt weiter. "Aber auch andere Geschlechtskrankheiten sind auf dem Vormarsch und gerade bei Großereignissen wie der WM mit vielen Fans ist es wichtig, auf Safer-Sex aufmerksam zu machen", betont Sandra Borger von der Aids-Hilfe. WM-Touristen sind eher in der Minderheit. Schweden waren da und ein Chelsea-Fan. "Aber wir haben auch nicht mehr Frauen aus dem Ausland", hat Claudia Attig-Grabosch von Kober festgestellt.
Die neuinstallierten Sicherheitsboxen werden gut angenommen. Auch wenn die eingebauten Eisenbügel vom Tiefbauamt wieder entfernt werden mussten. "40 Autos wurden beschädigt, weil die Fahrer sie übersehen haben." Die Frauen fühlen sich sicherer. "Wir hatten erst einen Alarm und konnten schnell helfen." An den Dortmunder Spieltagen ist Kober von 12 bis 4.30 Uhr im Einsatz. Weil während der Begegnungen nichts zu tun ist, hocken sich die Frauen vor den Fernseher im Container und gucken - Fußball. Ohne Freiwillige und Jahrespraktikanten wäre die Arbeit nicht möglich. Spenden sind deshalb nötig (Tel: 8610320).
In Bordellen, Clubs oder Hotels ist, so die Mitternachtsmission, nicht mehr los als bei anderen Großereignissen. Nur die Freier sind anders. "Fröhlicher, derber, aber nett", beschreibt Jutta Geißler-Hehlke die Erfahrung der Frauen.
bam ▪ waz ▪ 15.06.06
