Beten in der Muckibude

Experimentierfreudiges Pfarrer-Ehepaar Sandra und Friedrich Laker findet bei Eisenhauer offene Ohren und das geeignete Studio. Besuchern gefällt Mischung aus Gottesdienst, Kabarett und Talk

 

Ein Gottesdienst in einer Mucki-Bude? Das Pfarrer-Paar Sandra und Friedrich Laker kam beim Training auf die ungewöhnliche Idee. Selbst Mitglieder bei Eisenhauer an der Bornstraße und deshalb Krafttraining erprobt, fragten sie kurz entschlossen Geschäftsführer Arno Schikora, was er von der Idee hielt. "Ich habe nicht lange gebraucht, um zuzustimmen. Denn Körper, Geist und Seele gehören für mich zusammen", erzählte er zur Einleitung des vermutlich ersten deutschen Gottesdienstes in einem Fitness-Center. Gestern um 17 Uhr war es soweit für "Fit fürs Leben."

Das Training fiel aus. Viele derer, die normalerweise für Muskelzuwachs an den Maschinen sorgen, hatten es sich auf Bänken bequem gemacht. "Sonst tun wir was für den Körper, jetzt für die Seele", sagte ein Ehepaar.

Vor einem kleinen Altar mit brennenden Kerzen spannte Friedrich Laker den Bogen vom immer schwierigen Verhältnis der Kirche zum Körper und dem ganz anderen Verständnis anderer Religionen, die einen selbstverständlichen Zusammenhang zwischen körperlichen Übungen und Spiritualität herstellen. Er versprach einen evangelischen Gottesdienst mit ungewöhnlichen Elementen. Etwa mit einem Pfarrer, der gerade noch im schwarzen Anzug, in Trainingsklamotten auf den Ergometer steigt und sich darüber Gedanken macht, dass er ohne Schaden nicht mehr aus dem Training aussteigen kann. Er ist hektisch, wird immer kurzatmiger und kann so gar nichts damit anfangen, dass seine Frau auf dem Crosstrainer neben ihm ("meine 96-Jährige Nachbarin hat mehr Power als du") ruhig, gelassen und gleichmäßig trainiert. "In der Ruhe liegt die Kraft. Was du körperlich machst, wirkt sich auch auf die Seele aus." Ein Bibeltext zum Thema fehlte dabei ebensowenig wie ein meditatives Gebet im Rückentrainer.

Die Predigt wurde ersetzt durch einen Talk-Teil. "Der Glaube hält die Seele im Gleichgewicht und die Kraft hilft auch der Seele. Wenn man stark ist, fällt es leichter, gegen Gleichgültigkeit anzugehen", schilderte Jenny Hörig von Eisenhauer ihre Sicht. "Gut trainierte Menschen strahlen Selbstbewusstsein aus. Bei sehr Gläubigen ist es ähnlich. So weit liegt das also nicht auseinander", so Friedrich Laker, Pfarrer, Sportler und Kabarettist. bam

 

bam ▪ waz ▪ 26.03.2007