Star-Koch zieht La Table leer
Spitzenkoch Thomas Bühner kreiert der Spielbank Hohensyburg einen
außergewöhnlichen Abschied: Ab April tischt Dortmunds einziger Zwei-Sterne-Koch
im Osnabrücker "La Vie" auf - und nimmt die gesamte Crew des Casino-Restaurants
"La Table" mit.
Schweißt außergewöhnlicher Teamgeist die Mitarbeiter des "La Table" zusammen -
oder eint sie der gemeinsame Wille zur Flucht? "Sie werden von mir nichts
Schlechtes über das Spielcasino hören", sagt Thomas Bühner und nimmt seinen
Noch-Arbeitgeber mit einer Rückschau in Schutz. "Ich habe hier mit 29
angefangen", erzählt der inzwischen 43-Jährige. "Wir haben vom Gault Millau
einen auf den Deckel bekommen, dass es sich nur so gewaschen hat. Wie haben
einen Stern verloren. Aber man hat zu mir gesagt: ,Wir glauben an dich, du wirst
das machen, wir wissen, dass du ein guter Koch bist.´ Da gab es so viel
Vertrauen..."
Erst im November war Bühner vom Restaurantführer "Gault Millau" zum "Koch des
Jahres" gekürt worden, seine Lebensgefährtin Thayarni Kanagaratnam zum
"Oberkellner des Jahres" und Susanne Spies aus dem "La Table" zur "Sommelière
des Jahres".
Dass alle drei Spitzenkräfte und mit ihnen zwölf weitere Mitarbeiter das "La
Table" Mitte März verlassen, hat den Verantwortlichen auf dem "Glücksspielberg"
gestern schlicht die Sprache verschlagen. Allein Gastro-Manager Konrad Casciani
vom Westspiel Entertainment sagt der WAZ kurz, dass er nichts sagen wird: "Herr
Bühner ist nach wie vor ungekündigter Mitarbeiter der Westspiel-Casinos. In
Folge dessen kann ich Ihnen da leider keine Stellungnahme zu abgeben."
Bühners Erklärung für seinen Wechsel ist schlicht. "Ich will einfach mal was
anderes machen - und wenn das Team sagt, okay, dann gehen wir mit, können wir ja
nicht so viel falsch gemacht haben."
Stahl-Manager Dr. Jürgen Großmann, Chef der Georgsmarienhütte
Unternehmensgruppe, privat ein Feinschmecker, hat Thomas Bühner aus Dortmund
abgeworben. Großmann gehört das Osnabrücker "La Vie". Bühner hatte er dafür
bereits vor einigen Monaten als gastronomischen Berater "eingekauft".
"Wir sind außerordentlich traurig, dass Thomas Bühner geht", sagt Oliver Berten,
der in Dortmund fürs Stadtmarketing verantwortlich ist. "Aber man wird in
Dortmund auch weiterhin gut essen gehen können", versucht er allzu großen
Enttäuschungen vorzubeugen. "Allerdings fehlt auf der Dortmunder
Gastronomie-Palette künftig ein schöner farbiger Tupfer."
Claus Altendorf, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Westfalen,
kommentiert den Weggang des Zwei-Sterne-Kochs ganz ungeschminkt: "Wenn er in
Osnabrück eine bessere Chance sieht, soll er es machen. Ich habe mir abgewöhnt
anzunehmen, dass jemand nicht zu ersetzen ist."
Wer Nachfolger des Spitzenkochs werden soll? Bühner selbst weiß es nicht. Die
Manager des Spielcasinos haben offenbar noch nicht das große Los gezogen.
cm ▪ waz ▪ 14.12.2005