Blockflöte

Beliebtes Instrument der Hausmusik in den unteren Einkommensschichten. Wird meist zu spät, erst kurz vor Weihnachten, hervorgekramt, wenn die Zeit zur qualifizierten Einstudierung festlichen Liedguts nicht mehr reicht und das Instrument daher von ungeübten Präpubertanden zur akustischen Folterung von Familienmitgliedern wie Nachbarn eingesetzt wird, überwiegend, indem durch ungewolltes oder absichtliches Überblasen Pfeiftöne hervorgebracht werden, die eher auf einen Güterbahnhof denn in die Adventszeit gehören. Glücklicherweise hat durch den Wechsel zur überschaubaren Ein-Kind-Familie gegen Ende des 20. Jahrhunderts der früher ubiquitäre Terror des multi-atonalen Mehrfachpfeiftons erheblich abgenommen. Soviel zu den musiksoziologischen Aspekten. Instumententechnisch betrachtet gehört die Blockflöte in die umfangreiche Gruppe der Blasinstrumente. (Die politischen Blockflöten, eine schon wieder aussterbende Neuentwicklung der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts, gehören jedoch in die ebenfalls umfangreiche Gruppe der Pfeifen.) Alle Blasinstrumente benutzen zur primären Tonerzeugung einen Luftstrom, der durch Rückkopplungsprozesse eine von einem Rohr umschlossene Luftsäule in Eigenschwingung versetzt. Bei der konisch oder zylindrisch längsgebohrten Blockflöte geschieht das dadurch, daß der Luftstrom über den einen Windkanal bildenden Pflock (der dem Instrument seinen phonologisch mutilierten Namen gab) gegen die scharfe Kante des Labiums (Lippe) gelenkt wird. Die erzeugte Tonhöhe wird dadurch reguliert, daß die Länge der schwingenden Luftsäule und ihre Schwingungsform variiert werden, indem die seitlich angebrachten acht Grifflöcher mit den Fingerkuppen geöffnet beziehungsweise geschlossen werden. Beim verstärkten Anblasdruck, dem Überblasen, wird die Schwingungslänge schlagartig halbiert, wodurch sich die Frequenz verdoppelt. Da dies bei jeder der regulär erzeugbaren Frequenzen möglich ist, besteht technisch, nicht pädagogisch betrachtet die einzige Möglichkeit der Pfeifton-Abwehr darin, die scharfe Kante des Labiums stumpf zu feilen (geht am besten mit Mutters Diamant-Nagelpfeile). Leider kommt dann gar kein Ton mehr heraus, und es sind gruppendynamische Turbulenzen zu befürchten.

aus: Der kleine wissenschaftliche
Weihnachtsbegleiter

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man kann

auch mal versuchen, die Flöte mit dem Schnabel voraus auf gefliesten Boden (falls vorhanden) fallen zu lassen - wenn man Glück hat, kriegt der Kopf einen Riss und der Block fällt raus. Ebenfalls wirkungsvoll: Kaugummi im Windkanal. Statt Mamas Nagelfeile tut es notfalls nach 30 Minuten Hupen auch ein Fingernagel.













letzte kommentare:

danke
exdirk | So. 18. Feb. 2024 06:28
Gratuliere sehr herzlich!
liuea | Sa. 17. Feb. 2024 18:48
thx! only a minor incident... ...
exdirk | Mi. 14. Feb. 2024 00:21
Au-ha. Besserung!
Lakritze | Mi. 31. Jan. 2024 06:39
ok (& thx).
exdirk | Do. 7. Sep. 2023 02:02
Doch, das ist er, lässt ...
bubo | Di. 5. Sep. 2023 12:18
bin mir nicht sicher [about ...
exdirk | Sa. 2. Sep. 2023 23:57
Oh, da ist doch auch ...
bubo | Mo. 14. Aug. 2023 09:26
Isso.
stapel | Do. 8. Dez. 2022 14:28
You can check out any ...
bubo | Do. 8. Dez. 2022 07:49
Wer hier wohnt, kommt nicht ...
stapel | Mi. 7. Dez. 2022 23:22
in meinem Kommentar fehlt das ...
liuea | Mi. 22. Juni 2022 06:16
Wien! Bad Gastein! Balaton! :)
liuea | Mi. 22. Juni 2022 06:14
Ja und nein. Die Seile ...
consoler | Mi. 1. Juni 2022 00:16
@iluea herr consoler meint 'kastriert' ...
exdirk | Di. 31. Mai 2022 23:57


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