Als ich mit Hut, Schal, Mutterbeerdigungsmantel bißchen im Tran an der Gräfin Bernsdorff (mit Rottweiler) vorbeilatschte, rief sie mich plötzlich an: »Sie sehen immer besser aus! Toll sehen Sie aus!« worauf ich außer »grazie-grazie« nicht viel Bedeutendes zu antworten wusste. Schließlich doch noch: »Und wie geht es Ihnen?« »Ach — ja — nein — Scheiße, Krebs!«

Ab 19.00 TV, anhaltend DDR, ein utopisches Exotarium: Anderland. Dann Übertragung der Staeck-Veranstaltung aus der Essener Gruga-Halle, an der nicht teilgenomen zu haben mich in einem hintersten Sonderlingswinkel meiner Seele tief befriedigte. [...] als ob kleine Schritte vom Wege die aus dem Ruder gelaufenen Welt nochmal wieder auf den alten Vernunftkurs bringen könnten. Aber ich spürte auch deutlich so etwas wie eine Atemnot der Gedanken.

Zwischendurch Beckers schwere Niederlage gegen Agassi, die ich ungern sah. Das entnervte Schnüffeln des Cracks an seiner Achselmulde. Die verzweifelten Selbstbeklagungen, über Satellit dem gesamten erbibbernden Erdkreis mitgeteilt.

peter rühmkorf: tagebücher