Dieses Zwitschern Fragen Horchen am Hofe. Herübergeholt die Meisterköche aus Wien mit dem Stab der Pastetenbäcker, Zuckerküchler, Erbauer der Riesentorten; auftauchte die Schar der Truchsesse Vorschneider Mundschenke Kredenzer. Mit dem schwarzen Stab spazierte zur Musik herein der Oberstabmeister vor den dunstumhüllten Speiseträgern. Auf den Tafeln vor den zerreißenden Menschenzähnen das getötete Getier des Waldes, das singende fliegende tänzelnde, Auerhahn Schwan Pfau weißer Reiher Kranich roter Fasan. Zuckerbrot Marzipan Sülzen. Inmitten der überflutenden Leckereien auf der Tafel die weiße Pyramide, um die die vier Elemente saßen; Fortuna goldgelockt, purpurgekleidet auf einer Kugel, die unter ihren spitzen Zehen rollte. Gemisch der Nationen an den Tafeln, erfreute Münder, erbitterte Stirnen; der Deutsche vertrinkt den Schmerz, der Italiener verschläft den Schmerz, der Spanier beklagt den Schmerz, der Franzose besingt den Schmerz. Musik: wer weiß, was Schmerz oder Freude ist. Feuerwerk Ballett Stechen Jagden Frühstück. döblin: wallenstein Di. 28. Aug. 2007 00:28
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Er hatte seine Frau beerdigt. Und da er sich im bürgerlichen Leben nicht gefestigt fühlte, erschreckte ihn der Akt der Grablegung, so wie ihn auch Kindtaufen und Hochzeiten entsetzten und jedes Geschehen zwischen zwei Menschen, wenn die Öffentlichkeit daran teilnahm und gar noch die Ämter sich einmischten. Dieser Tod schmerzte ihn, er empfand tiefste Trauer, würgenden Kummer, als der Sarg in die Erde gesenkt wurde, das Liebste war ihm genommen, und wenn auch das Wort durch Millionen Trauerkarten glücklicher Erben entwertet war, ihm war das Liebste genommen, die Geliebte wurde verscharrt, und das Gefühl für immer für immer verloren ich werde sie nicht wiedersehen nicht im Himmel und auf Erden ich werde sie suchen und nicht finden das hätte ihn weinen lassen, aber er konnte hier nicht weinen, obwohl ihn nur Frau Wilms auf dem Friedhof beobachtete. Frau Wilms war seine Aufwartefrau. Sie überreichte Keetenheuve einen Strauß geknickter Astern aus dem Schrebergarten ihres Schwagers. Zur Hochzeit hatte Frau Wilms einen ähnlichen Strauß geknickter Astern gebracht. Damals sagte sie: »Sie sind ein schönes Paar!« Jetzt schwieg sie. wolfgang koeppen: das treibhaus* Do. 16. Aug. 2007 10:31
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Steve Bach: Leni. The Life and Work of Leni Riefenstahl. eine kritik Mo. 13. Aug. 2007 23:49
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Mi. 1. Aug. 2007 21:31
link | 5 kommentare | kommentieren | lesen Rotten tasteten sich hungernd im Land herum vom Harz her bis nach Schwaben; während manche sich stumpf forttrieben, verfielen andere einem Götzendienst, flüchteten verwildert zu Wald und Flurgeistern, Kobolden, Marzebillen, Wildschützen, Moosweibchen, schlichen gedrückt um Kreuzessäulen. Wo das Gesindel in die Städte hereinverschlagen wurde, wurde es wieder herausgepeitscht. Gerüchte von Kreuzschändung, Ausübung todbringender Malefize schleppten sie mit sich; man hing es ihnen an, aber vor manchen Städten wurden viele belauert, umstellt, nach kurzem Verhör aufgeknüpft, auch gerädert. Wie anklagende Chöre erschienen Menschenscharen immer häufiger vor den Toren der größeren Städte; hinter ihnen her ritten Abgesandte ihrer Bischöfe Herren Fürsten, drohend, sie sollten an ihr Werk gehen, auf die Äcker, an die Mühlen, in die Bergwerke, warnend vor der Abwanderung. Sie wollten immer zum Kaiser, wußten nicht wozu. Der Kaiser war mächtig, seine Armada mächtig, er solle Frieden machen. Unterwegs sagten sie sich vor, was sie bedrückte: Kriegslasten auf ihren Schultern, Getreideabgaben, Abgaben für Fallholz, Schweinehafer, Kapaun, Kleinvieh, der dritte Pfennig vom Gemeindeholz, der kleine Zehnt, Salzsteuer, Brennöfen, Mühlen, Wegzoll, Jagdgeld, Marktgeld, Siegelgeld, Heiratsabgaben. Lachten, der Kaiser ist mächtig, er wird noch mehr können als dies. döblin: wallenstein Mi. 27. Juni 2007 00:30
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen aus einer buchbesprechung der nzz: ... in ihrer neuen Studie, die 2004 erschienen ist und nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt, versucht sie, über Einzelschicksale hinauszugehen und den Hexenwahn auf die Nöte der Gesellschaft, die psychischen wie auch die materiellen, zurückzuführen. Entstanden ist eine spannungsvolle, dichte Erzählung über Menschen, die aus Angst kein Mitleid mehr kannten, geschildert am Beispiel des frühneuzeitlichen Süddeutschland. Süddeutschland erlebte im 16. und 17. Jahrhundert massive Hexenjagden, die mehr Opfer forderten als anderswo; insgesamt wurden hier schätzungsweise neuntausend Menschen als Hexen hingerichtet. In Städten und Dörfern kam es zu Hexenpaniken; Katholiken wie Protestanten beschuldigten ihre Nachbarinnen und Verwandte der Hexerei, wie Roper ausgehend von Prozessen in Marchtal und Würzburg, Nördlingen und Augsburg zeigt. Mehr noch als etwa in Frankreich waren es in Deutschland zu einem grossen Teil Frauen, die Hexenjagden zum Opfer fielen. So konzentriert sich Roper vor allem auf diejenigen Phantasien, die mit Weiblichkeit zu tun haben. Ropers wichtigste Quelle zur Ergründung der Phantasien sind Geständnisse, die der Hexerei bezichtigte Frauen vor Gericht ablegten ... klingt spannend. da könnte man bestimmt auch einen sehr schönen leseabend mit musik draus machen.
mit meiner vorleser-kollegin gesprochen: das sei eine gute idee | wir wollen das zum internationalen frauentag 2008 anbieten; als deko auf der bühne dann ein scheiterhaufen.
Mi. 18. Apr. 2007 21:45
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen ... Digby amüsierte sich vor den Pfälzern, daß dieser furchtbare Unruhstifter, diese männliche Kriegsfurie, der Maximilian, nicht aus dem Beten herauskäme; wenn man nach ihm frage, immer heiße es; er ist zur Messe, er hält Andacht, heute Beichte, morgen Beichte, der Herzog belagere förmlich den lieben Gott. Er witzelte in seiner selbstvergnüglichen Art: ob der Max vielleicht darum so viel bete, damit kein anderer an Gott herankäme.
Schwere Luft wehte in München. Das mönchisch strenge Wesen des Hofes drückte auf die Stadt. Fensterln und Gunkeln war verboten, die üppigen gemeinsamen Badestuben aufgehoben; still trollten des Herzogs Maximilian einzige Freunde, die Brüder vieler Orden, Nonnen durch die Straßen der Stadt; Weibsen, die zu kurze Röcke trugen; Männer, die in Spinnstuben lachten, wußten, was ihnen drohte; in Eisen auf Wochen, wen die Lust anwandelte zu schuhplatteln. Lord Digby zog in krebsrotem Gewand zu Roß über den Großen Markt mit einem Schwanz von zehn gemieteten Knechten, purpurn wie er; er mußte es tobend dulden, daß beim Aveläuten sich keulenbewehrte Büttel auf sie stürzten, sie auf die Erde warfen und nicht eher sich erheben ließen, als das Geläut zu Ende war. Vor den Obersten Hofmeister, den majestätischen hochgeborenen Grafen Johann zu Hohenzollern stürmend, fand er keineswegs ein Ohr; es schien sogar, als ob dieser Graf Mißfallen darüber empfand, daß die Büttel nicht auch ihn selbst niedergeworfen hätten. ... döblin: wallenstein Fr. 6. Apr. 2007 12:36
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen warten lesen nach den hygienischen übungen gestern bekam das auto heute neue reifen. warten beim bäcker gegenüber. die 4 dummprolls am nebentisch lassen fragen aufkommen: wo gibts so klamotten, frisuren? woher haben die das geld für so viel telefonieren? dito: klingeltöne? »ich versuche die ganze zeit, disch anzurufen, alda. dein handy iss aus. wieso?« Als es ruchbar unter den deutschen Fürsten wurde, daß über den Pfälzer Friedrich die Acht verhängt war, erschrak der alte Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg in seinem sonnigen weltabgelegenen Winkel. immerhin: sie teilen sich eine bild-zeitung, dem verblödungsblatt entgehen so einnahmen. gut.Zwischen seinen Schachteln mit Diamanten kramend, über geschnitzten Kirschkernen grübelnd, die Becher aus Rhinozeroshorn abtastend und versteckend, hörte er zitternd von dem großen Krieg, denn er war aus dem gleichen Hause wie der glanzvolle geächtete Mann, dem der Engländerkönig seine Tochter gegeben hatte. An seinen Ebenholzkrücken schlich er in seine Kanzlei über weite brütende Gänge, murmelnd und händeringend seinen Kanzler, den Sartorius aus Dillingen, zu befragen. Nichts lag ihm so mit supa wegen der referrer telefoniert: hier seit gesern viele besucher von westropolis; ob er sich erklären könne, daß ich da auf die blogroll gerutscht sei ... am Herzen, als daß alles im tiefsten Geheimnis bliebe, daß der Kanzler schwiege, daß man mehrere besondere Chiffernschlüssel anlege für diese Sache, daß auch die Söhne nicht eingeweiht würden. Besonders jener Sohn nicht, der mit einer herzoglich-bayrischen Prinzessin sich vermählt hatte, denn dieser war stolz und ehrsüchtig, ein Habenichts ohne den Vater, immer mit den Augen auf dem Glanz des Münchner Hofes, das versunkene versponnene Neuburg verachtend. weiter: steinschlag reparieren. «Der Krieg ist ein Totengräber», murmelte der Alte auf der verschlissenen Samtbank wichtig und hitzig zu dem Kanzler, «er sargt Leutchen ein, die eben noch mit graden Beinen tanzten, und uns alte Tröpfe holt er aus dem Kasten, lüftet uns; werden uns die Menschen, das Volk und die Stände, anstarren, daß wir noch leben. Der Philipp Ludwig von Neuburg! Ei, regiert denn der Wolfgang Wilhelm nicht, der wackere, der die Bayrische heimgeführt hat? Nein, der alte Philipp Ludwig hütet noch sein artiges Gärtlein, erfreut sich der Mispeln, Amaranthus und Tausendschöns wie einer. Sieh an, sieh an. Hat das große Sterben abgeschlagen, das Kriebeln und das böhmische Schafgift. Er lebt, Kanzler, ohne Zähne, am Stecken hängt er, die Finger krumm, die Knie krumm, der Darm will nicht. Der Kopf schläft uns den halben Tag und die ganze Nacht, kaum daß wir uns besinnen zu essen und Gott zu loben. Wir wären schon längst tot, wenn nicht unser Kämmerer wäre, der uns ein Gläschen Wein brächte von Zeit zu Zeit und die Beine einriebe.» «Was wird Durchlaucht tun?» «Warten, Kanzler, wie bisher. Wir haben Zeit, wir sind ja nicht jung. [...] »die frontscheibe eines autos trägt bis zu 34% zur stabilität eines autos bei.« döblin: wallenstein Mi. 28. März 2007 12:26
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen anna gavalda: zusammen ist man weniger allein ein sehr schönes buch, gut geschrieben, nette protagonisten: sie sind sympathisch, haben ecken und kanten; aber sie sind nicht ›echt‹, deshalb kein buch, was es bis zu einem literaturpreis schaffen könnte. die letzten seiten fand ich etwas schwach, das ›happy ending‹ etwas zu dick aufgetragen. perfekt am strand, das buch. sehr liebenswerte kritik von christine westermann. Mo. 19. März 2007 00:41
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen die nzz schreibt über die lit.cologne. Mi. 14. März 2007 10:21
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letzte kommentare:
Eigentlich nix. War nur ein ...
stapel | Mi. 9. Juli 2025 13:14 jau
exdirk | Di. 24. Juni 2025 23:09 Und?
Schon wieder daheim?
zotty | Di. 24. Juni 2025 17:23 😎
zotty | Di. 24. Juni 2025 07:16 Uff…
liuea | Sa. 21. Juni 2025 10:22 Es ist leider keine Frage ...
Lakritze | Fr. 20. Juni 2025 11:47 Endlich
zotty | Di. 17. Juni 2025 14:30 Und wieder was gelernt...
zotty | Mo. 16. Juni 2025 16:15 Rennsemmel 🤭
zotty | So. 15. Juni 2025 16:12 Ich denk an dich
zotty | Do. 12. Juni 2025 23:08 Ich drücke dir die Daumen
zotty | Mo. 9. Juni 2025 12:28 Klingt, als könne man gratulieren. ...
DieWaldfee | Fr. 6. Juni 2025 12:41 <3
zotty | Fr. 6. Juni 2025 12:05 würde mich sehr freuen.
exdirk | Do. 5. Juni 2025 11:14 Jippy
zotty | Mi. 4. Juni 2025 22:57
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