Ich mied unsere Siedlung [...] und nahm den Umweg durch die Heide, eine begrünte Schutt- und Schotterhalde, auf der es neuerdings Trimmpfade gab und Picknickplätze aus Beton. Hier, zwischen Krüppeleichen und Holunderbüschen, habe ich vieles zum ersten Mal erlebt: Die Übelkeit nach der ersten Zigarette, den ersten Alkoholrausch, in dem ich meiner Mutter an den Kragen wollte, das erste Veilchen, die erste fremde Zunge im Mund. Trotz der Entfernung drangen von jenseits der buschigen Grube, dem sogenannten Pariser Tal, aufstachelnde Knurrlaute herüber, gezischte Kommandos, mit denen die Hundehalter ihre Tiere durch die Zuchtanlagen jagten, und ich trat aus einem Erlenwäldchen auf die Straße und überquerte den Pausenhof der Albert-Schweitzer-Schule, von deren Fassade kürzlich, Bergschäden, große Putzflächen abgefallen waren. Der so entblößte ursprüngliche Name des Gebäudes hatte viele überrascht; aber daß mein Vater, hier geboren, auf die Horst-Wessel-Schule gegangen war, wußte ich schließlich immer schon. ralf rothmann: wäldernacht Do. 12. Juni 2008 00:16
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen elfriede jelinek: Im Verlassenen Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält. Im noch viel kleineren Kellerverlies von Amstetten findet die Aufführung statt, täglich, nächtlich. Es fällt keine Aufführung wegen irgendetwas aus. Auch die Geburten gehören zum Tagesablauf und zur Aufführung dazu. Es kann überhaupt nur Aufführungen geben. via bov Mo. 5. Mai 2008 11:14
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen smalltalk an einer provinztankstelle: »Wir sehen nicht so aus, als wären wir aus Maine, stimmt's?« vermutete Mr. Ramsey. Die Frau verzog keine Miene. »Eine Schande, den jungen auf ein Internat zu schicken - er muß sich ja noch nicht mal rasieren«, sagte sie und nickte in Jacks Richtung. »Tja«, sagte Mr. Ramsey, »es gibt heutzutage viele Schwierigkeiten, in die eine Familie kommen kann. Und nicht immer hat man die Wahl, wie man damit umgeht.« »Es gibt immer die Wahl«, widersprach die Frau. Sie griff unter die Kasse, holte eine Pistole hervor und legte sie auf die Theke. »Zum Beispiel«, fuhr sie fort, »könnte ich mir das Hirn rausblasen und hoffen, daß irgend jemand morgen früh den Hund findet - nicht daß irgend jemand einen blinden Hund nehmen würde. Vielleicht wäre es besser, erst den Hund zu erschießen und mir dann das Hirn rauszublasen. Was ich damit sagen will: Es ist nie unkompliziert, aber man hat immer die Wahl.« »Ich verstehe«, sagte Mr. Ramsey. Die dicke Frau bemerkte den Blick, mit dem Jack die Waffe ansah, und verstaute sie wieder unter der Theke. »Es ist noch ein bißchen früh am Abend, um einen zu erschießen«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Danke für das Benzin«, sagte Mr. Ramsey. Im Wagen sagte er: »Ich hatte ganz vergessen, daß in diesem Land jeder bewaffnet ist. Es wäre billiger und sicherer, wenn diese Leute Schlaftabletten nehmen würden, aber dafür braucht man wahrscheinlich ein Rezept.« »Und für eine Pistole nicht?« fragte Jack. john irving: bis ich dich finde lektüre seit montag. errege seitdem in cafeten, auf fluren etc aufmerksamkeit durch lautes lachen; leider schon auf seite 424 von 1140. das buch ist auf dem gleichen niveau wie owen meany [bis jetzt mein lieblingsbuch des schriftstellers]. Do. 24. Apr. 2008 21:44
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ich bin ein großer fan: der ›blaubär‹ natürlich, und ebenso ›die stadt der träumenden bücher‹: maßstäbesetzend. auch dies hier ein schönes buch, phantasievoll [»unsichtbarer kaviar vom tarnkappenstör«, muss man erstmal drauf kommen] aber die letzten 3½ seiten sind das letzte. erbärmlich! davonabgesehen sehr epfehlenswert. Mi. 20. Feb. 2008 22:36
link | 1 kommentar | kommentieren | lesen Vor ein paar Monaten, als Eleanor und Prue sich bei einem besonders schrecklichen Abendessen in volltrunkenem Zustand zusammengetan hatten, um ihre Ehemänner zu beschimpfen, hatte Julian säuerlich zu Dick bemerkt, ihre Frauen seien Thelma und Louise in den Wechseljahren - aber ohne deren Sex-Appeal. Man könne nur froh sein, meinte er, dass sie sich nicht schon früher gefunden hatten, sonst wären bereits sämtliche Männer auf dem Planeten tot - ganz gleich, ob sie so tollkühn gewesen waren, die Damen zu vergewaltigen oder nicht. Dick hatte den Film nie gesehen, aber er lachte trotzdem. minette walters: fuchsjagd Mo. 18. Feb. 2008 12:11
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen frank miller: sin city. Mo. 4. Feb. 2008 16:59
link | 1 kommentar | kommentieren | lesen musiker sein heisst warten können. etwa 120 seiten weitergekommen. ein sehr schönes buch [thea dorn gefiel es auch]. Do. 31. Jan. 2008 00:03
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Die Wahrheit und die Fakten Suhrkamp zieht Havemann zurück
«Havemann» heisst das Buch, das uns die tolle Mär verkündet. Florian Havemann, der zweite Sohn des berühmten systemtreuen Systemgegners Robert Havemann, erzählt darin auf knapp elfhundert Seiten die Geschichte seiner Familie als «Tatsachenroman». nzz Mi. 26. Dez. 2007 18:07
link | 4 kommentare | kommentieren | lesen cees nooteboom: ich habe nur bücher [nzz] Mi. 5. Dez. 2007 10:07
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Die sonnige Luft war erfüllt vom wettstreitenden Lärm der Radios und Phonographen in den Türen der Drugstores und Musikgeschäfte. Vor diesen Türen drängten sich den ganzen Tag die Leute und lauschten. Die Stücke, die es ihnen angetan hatten, waren Balladen von schmerzlichem Verlust, von Vergeltung und Reue, ganz simpel in Melodie und Thema, metallisch gesungen, verwischt und verzerrt von Nadelgeräusch oder atmosphärischen Störungen - entkörperte Stimmen, die aus holzimitierten Truhen oder marmorierten Trichtern über die verzückten Gesichter wegplärrten, weg über die knorrigen, langsamen Hände, die sich lang schon nach der mächtigen, herrischen Erde geformt hatten, kummervoll, rauh und traurig. william faulkner: die freistatt Di. 6. Nov. 2007 23:24
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Wird auch Zeit
DieWaldfee | So. 31. Aug. 2025 13:01 Jaja, die Schriftstellerei und der ...
bubo | Do. 28. Aug. 2025 22:30 Eigentlich nix. War nur ein ...
stapel | Mi. 9. Juli 2025 13:14 jau
exdirk | Di. 24. Juni 2025 23:09 Und?
Schon wieder daheim?
zotty | Di. 24. Juni 2025 17:23 😎
zotty | Di. 24. Juni 2025 07:16 Uff…
liuea | Sa. 21. Juni 2025 10:22 Es ist leider keine Frage ...
Lakritze | Fr. 20. Juni 2025 11:47 Endlich
zotty | Di. 17. Juni 2025 14:30 Und wieder was gelernt...
zotty | Mo. 16. Juni 2025 16:15 Rennsemmel 🤭
zotty | So. 15. Juni 2025 16:12 Ich denk an dich
zotty | Do. 12. Juni 2025 23:08 Ich drücke dir die Daumen
zotty | Mo. 9. Juni 2025 12:28 Klingt, als könne man gratulieren. ...
DieWaldfee | Fr. 6. Juni 2025 12:41 <3
zotty | Fr. 6. Juni 2025 12:05
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