Der Vierte Juli begann heiß und wurde noch heißer, Morgenlicht stieg von den Gipfeln herab und setzte sich in den wenigen hellen, wohlgeformten und keinen Regen verheißenden Wolken fest, Dynamitstangen begannen schon lange, ehe die Sonne über den Bergkamm gekommen war, Nitro auszuschwitzen. Unter Viehzüchtern und Rodeoreitern war der heutige Tag als «Cowboy-Weihnachten» bekannt, obwohl so mancher, der katholischen Glaubens war, gern einwandte, dass das eigentlich der vierte Dezember sein müsse, das Fest der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Artilleristen, Waffenschmiede und, bei gar nicht einmal allzu großzügiger Auslegung, auch der Dynamitarden.

Heute würde jedermann, Viehtreiber und Barkeeper, Büroangestellte und schwierige Kunden, sanftmütige ältere Herrschaften und übermütiges Jungvolk mit offenem Mund, früher oder später von der vorherrschenden Dynamitmanie gepackt werden. Sie würden kleine Stücke einer Stange nehmen, Zündkapsel und Zündschnur anbringen, sie anzünden und sich gegenseitig damit bewerfen, sie in Staubecken fallen lassen und den ganzen Tag Bratfisch essen, malerische Muster in die Landschaft sprengen, die am nächsten Tag fast völlig verschwunden sein würden, sie in leere Bierfässer stecken, die dann Berghänge hinabgerollt wurden, und Wetten darüber abschließen, wie nahe sie der Stadt kommen würden, ehe das Ganze in Stücke flog - ein rundum vollkommener Tag für ein bisschen Propaganda der Tat, die sich wunderbar harmonisch mit all den anderen Erschütterungen verbinden würde.

thomas pynchon: gegen den tag

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thomas pynchon: gegen den tag

Schließlich hatte sich Dick Counterfly angesichts der unmittelbar bevorstehenden Ankunft eines Polizeiaufgebots, das von seinem Vorhaben erfahren hatte, den Staat Missisippi an ein myteriöses, chinesisches Konsortium mit Sitz in Tijuana, Mexio, zu verkaufen, rasch in die Nacht abgesetzt und seinem Sohn nichts weiter hinterlassen als eine Hosentasche voll Münzen und die wohlmeinende Ermahnung: »Muss mich verdünnisieren, Junge - schreib mir, wenn Du Arbeit hast.«

jetzt auf seite 29 von 1596: sehr gefangen von der surrealität, der sprache. mein erster pynchon, bin gespannt.

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gelesen: elisabeth george:   wo kein zeuge ist
  am ende war die tat

das erste buch vielleicht ihr bester lynley/havers-krimi [alle gelesen, alle hervorragend]; das zweite erzählt wie es zu dem letzten, tragischen mord im ersten kam: kein whodunit*, sondern eine einfühlsam erzählte studie einer familie, in der alles schiefgelaufen ist. viel gut recherchiertes london, wer die stadt kennt, weiß, daß auch die haarsträubensten dinge nicht an den haaren herbeigezogen sind. am ende laufen die fäden zusammen; die letzten 20 seiten beider bücher erzählen dann die gleiche geschichte aus 2 perspektiven.

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Autor Maxim Biller und sein Verlag müssen keinen Schadenersatz zahlen: Das Oberlandesgericht München revidiert das "Esra"-Urteil.

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»Ich lege Wert darauf, alle wichtigen Nahrungsgruppen zu berücksichtigen«, erklärte Barbara. »Schokolade, Zucker, Fett und Tabak.«

elisabeth george: wo kein zeuge ist

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Ich mied unsere Siedlung [...] und nahm den Umweg durch die Heide, eine begrünte Schutt- und Schotterhalde, auf der es neuerdings Trimmpfade gab und Picknickplätze aus Beton. Hier, zwischen Krüppeleichen und Holunderbüschen, habe ich vieles zum ersten Mal erlebt: Die Übelkeit nach der ersten Zigarette, den ersten Alkoholrausch, in dem ich meiner Mutter an den Kragen wollte, das erste Veilchen, die erste fremde Zunge im Mund. Trotz der Entfernung drangen von jenseits der buschigen Grube, dem sogenannten Pariser Tal, aufstachelnde Knurrlaute herüber, gezischte Kommandos, mit denen die Hundehalter ihre Tiere durch die Zuchtanlagen jagten, und ich trat aus einem Erlenwäldchen auf die Straße und überquerte den Pausenhof der Albert-Schweitzer-Schule, von deren Fassade kürzlich, Bergschäden, große Putzflächen abgefallen waren. Der so entblößte ursprüngliche Name des Gebäudes hatte viele überrascht; aber daß mein Vater, hier geboren, auf die Horst-Wessel-Schule gegangen war, wußte ich schließlich immer schon.

ralf rothmann: wäldernacht

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elfriede jelinek:

Im Verlassenen

Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält. Im noch viel kleineren Kellerverlies von Amstetten findet die Aufführung statt, täglich, nächtlich. Es fällt keine Aufführung wegen irgendetwas aus. Auch die Geburten gehören zum Tagesablauf und zur Aufführung dazu. Es kann überhaupt nur Aufführungen geben.

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via bov

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smalltalk an einer provinztankstelle:

»Wir sehen nicht so aus, als wären wir aus Maine, stimmt's?« vermutete Mr. Ramsey. Die Frau verzog keine Miene. »Eine Schande, den jungen auf ein Internat zu schicken - er muß sich ja noch nicht mal rasieren«, sagte sie und nickte in Jacks Richtung. »Tja«, sagte Mr. Ramsey, »es gibt heutzutage viele Schwierigkeiten, in die eine Familie kommen kann. Und nicht immer hat man die Wahl, wie man damit umgeht.« »Es gibt immer die Wahl«, widersprach die Frau. Sie griff unter die Kasse, holte eine Pistole hervor und legte sie auf die Theke. »Zum Beispiel«, fuhr sie fort, »könnte ich mir das Hirn rausblasen und hoffen, daß irgend jemand morgen früh den Hund findet - nicht daß irgend jemand einen blinden Hund nehmen würde. Vielleicht wäre es besser, erst den Hund zu erschießen und mir dann das Hirn rauszublasen. Was ich damit sagen will: Es ist nie unkompliziert, aber man hat immer die Wahl.« »Ich verstehe«, sagte Mr. Ramsey.

Die dicke Frau bemerkte den Blick, mit dem Jack die Waffe ansah, und verstaute sie wieder unter der Theke. »Es ist noch ein bißchen früh am Abend, um einen zu erschießen«, sagte sie mit einem Augenzwinkern.

»Danke für das Benzin«, sagte Mr. Ramsey. Im Wagen sagte er: »Ich hatte ganz vergessen, daß in diesem Land jeder bewaffnet ist. Es wäre billiger und sicherer, wenn diese Leute Schlaftabletten nehmen würden, aber dafür braucht man wahrscheinlich ein Rezept.« »Und für eine Pistole nicht?« fragte Jack.

john irving: bis ich dich finde

lektüre seit montag. errege seitdem in cafeten, auf fluren etc aufmerksamkeit durch lautes lachen; leider schon auf seite 424 von 1140. das buch ist auf dem gleichen niveau wie owen meany [bis jetzt mein lieblingsbuch des schriftstellers].

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walter moers: der schrecksenmeister

ich bin ein großer fan: der ›blaubär‹ natürlich, und ebenso ›die stadt der träumenden bücher‹: maßstäbesetzend.

auch dies hier ein schönes buch, phantasievoll [»unsichtbarer kaviar vom tarnkappenstör«, muss man erstmal drauf kommen] aber die letzten 3½ seiten sind das letzte. erbärmlich! davonabgesehen sehr epfehlenswert.

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Vor ein paar Monaten, als Eleanor und Prue sich bei einem besonders schrecklichen Abendessen in volltrunkenem Zustand zusammengetan hatten, um ihre Ehemänner zu beschimpfen, hatte Julian säuerlich zu Dick bemerkt, ihre Frauen seien Thelma und Louise in den Wechseljahren - aber ohne deren Sex-Appeal. Man könne nur froh sein, meinte er, dass sie sich nicht schon früher gefunden hatten, sonst wären bereits sämtliche Männer auf dem Planeten tot - ganz gleich, ob sie so tollkühn gewesen waren, die Damen zu vergewaltigen oder nicht. Dick hatte den Film nie gesehen, aber er lachte trotzdem.

minette walters: fuchsjagd

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letzte kommentare:

Schick
zotty | Sa. 12. Apr. 2025 15:40
Eine Ü-50-Uhr!
p.m. | Sa. 12. Apr. 2025 07:04
Und immer noch schade kein ...
liuea | Do. 3. Apr. 2025 19:14
in eickel eher ›survival of ...
exdirk | Sa. 29. März 2025 17:09
Rauchen kann Ihrer Gesundheit schaden ...
zotty | Sa. 29. März 2025 13:07
Das freut mich wirklich.
zotty | Fr. 28. März 2025 03:46
Fühl dich gedrückt. Manchmal fällt einem ...
zotty | Di. 25. März 2025 11:08
Wünsche Gesundheit! Und erträgliches Essen.
Lakritze | So. 23. März 2025 21:06
Alles Gute!
dosron | So. 23. März 2025 16:54
Narkose genießen, kommen lassen. Alles ...
sakana | So. 23. März 2025 12:19
sende gute Gedanken!!
liuea | So. 23. März 2025 10:56
Buschzulage.
sakana | Mo. 17. März 2025 13:25
danke
exdirk | So. 18. Feb. 2024 06:28
Gratuliere sehr herzlich!
liuea | Sa. 17. Feb. 2024 18:48
thx! only a minor incident... ...
exdirk | Mi. 14. Feb. 2024 00:21


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