... Digby amüsierte sich vor den Pfälzern, daß dieser furchtbare Unruhstifter, diese männliche Kriegsfurie, der Maximilian, nicht aus dem Beten herauskäme; wenn man nach ihm frage, immer heiße es; er ist zur Messe, er hält Andacht, heute Beichte, morgen Beichte, der Herzog belagere förmlich den lieben Gott. Er witzelte in seiner selbstvergnüglichen Art: ob der Max vielleicht darum so viel bete, damit kein anderer an Gott herankäme.
Schwere Luft wehte in München. Das mönchisch strenge Wesen des Hofes drückte auf die Stadt. Fensterln und Gunkeln war verboten, die üppigen gemeinsamen Badestuben aufgehoben; still trollten des Herzogs Maximilian einzige Freunde, die Brüder vieler Orden, Nonnen durch die Straßen der Stadt; Weibsen, die zu kurze Röcke trugen; Männer, die in Spinnstuben lachten, wußten, was ihnen drohte; in Eisen auf Wochen, wen die Lust anwandelte zu schuhplatteln. Lord Digby zog in krebsrotem Gewand zu Roß über den Großen Markt mit einem Schwanz von zehn gemieteten Knechten, purpurn wie er; er mußte es tobend dulden, daß beim Aveläuten sich keulenbewehrte Büttel auf sie stürzten, sie auf die Erde warfen und nicht eher sich erheben ließen, als das Geläut zu Ende war. Vor den Obersten Hofmeister, den majestätischen hochgeborenen Grafen Johann zu Hohenzollern stürmend, fand er keineswegs ein Ohr; es schien sogar, als ob dieser Graf Mißfallen darüber empfand, daß die Büttel nicht auch ihn selbst niedergeworfen hätten. ... döblin: wallenstein Fr. 6. Apr. 2007 12:36
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen warten lesen nach den hygienischen übungen gestern bekam das auto heute neue reifen. warten beim bäcker gegenüber. die 4 dummprolls am nebentisch lassen fragen aufkommen: wo gibts so klamotten, frisuren? woher haben die das geld für so viel telefonieren? dito: klingeltöne? »ich versuche die ganze zeit, disch anzurufen, alda. dein handy iss aus. wieso?« Als es ruchbar unter den deutschen Fürsten wurde, daß über den Pfälzer Friedrich die Acht verhängt war, erschrak der alte Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg in seinem sonnigen weltabgelegenen Winkel. immerhin: sie teilen sich eine bild-zeitung, dem verblödungsblatt entgehen so einnahmen. gut.Zwischen seinen Schachteln mit Diamanten kramend, über geschnitzten Kirschkernen grübelnd, die Becher aus Rhinozeroshorn abtastend und versteckend, hörte er zitternd von dem großen Krieg, denn er war aus dem gleichen Hause wie der glanzvolle geächtete Mann, dem der Engländerkönig seine Tochter gegeben hatte. An seinen Ebenholzkrücken schlich er in seine Kanzlei über weite brütende Gänge, murmelnd und händeringend seinen Kanzler, den Sartorius aus Dillingen, zu befragen. Nichts lag ihm so mit supa wegen der referrer telefoniert: hier seit gesern viele besucher von westropolis; ob er sich erklären könne, daß ich da auf die blogroll gerutscht sei ... am Herzen, als daß alles im tiefsten Geheimnis bliebe, daß der Kanzler schwiege, daß man mehrere besondere Chiffernschlüssel anlege für diese Sache, daß auch die Söhne nicht eingeweiht würden. Besonders jener Sohn nicht, der mit einer herzoglich-bayrischen Prinzessin sich vermählt hatte, denn dieser war stolz und ehrsüchtig, ein Habenichts ohne den Vater, immer mit den Augen auf dem Glanz des Münchner Hofes, das versunkene versponnene Neuburg verachtend. weiter: steinschlag reparieren. «Der Krieg ist ein Totengräber», murmelte der Alte auf der verschlissenen Samtbank wichtig und hitzig zu dem Kanzler, «er sargt Leutchen ein, die eben noch mit graden Beinen tanzten, und uns alte Tröpfe holt er aus dem Kasten, lüftet uns; werden uns die Menschen, das Volk und die Stände, anstarren, daß wir noch leben. Der Philipp Ludwig von Neuburg! Ei, regiert denn der Wolfgang Wilhelm nicht, der wackere, der die Bayrische heimgeführt hat? Nein, der alte Philipp Ludwig hütet noch sein artiges Gärtlein, erfreut sich der Mispeln, Amaranthus und Tausendschöns wie einer. Sieh an, sieh an. Hat das große Sterben abgeschlagen, das Kriebeln und das böhmische Schafgift. Er lebt, Kanzler, ohne Zähne, am Stecken hängt er, die Finger krumm, die Knie krumm, der Darm will nicht. Der Kopf schläft uns den halben Tag und die ganze Nacht, kaum daß wir uns besinnen zu essen und Gott zu loben. Wir wären schon längst tot, wenn nicht unser Kämmerer wäre, der uns ein Gläschen Wein brächte von Zeit zu Zeit und die Beine einriebe.» «Was wird Durchlaucht tun?» «Warten, Kanzler, wie bisher. Wir haben Zeit, wir sind ja nicht jung. [...] »die frontscheibe eines autos trägt bis zu 34% zur stabilität eines autos bei.« döblin: wallenstein Mi. 28. März 2007 12:26
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen anna gavalda: zusammen ist man weniger allein ein sehr schönes buch, gut geschrieben, nette protagonisten: sie sind sympathisch, haben ecken und kanten; aber sie sind nicht ›echt‹, deshalb kein buch, was es bis zu einem literaturpreis schaffen könnte. die letzten seiten fand ich etwas schwach, das ›happy ending‹ etwas zu dick aufgetragen. perfekt am strand, das buch. sehr liebenswerte kritik von christine westermann. Mo. 19. März 2007 00:41
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen die nzz schreibt über die lit.cologne. Mi. 14. März 2007 10:21
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen In einer beachtlichen Reihe einander folgender Klavierlehrerinnen war Miss Welcome diejenige, bei der wir es am längsten aushielten. Sie war eine gefühlvolle Europäerin, die sich die Arme bis zwei Zentimeter unter ihre kurzen Ärmel kalkweiß puderte, mit Vorliebe hellrote Kleider trug und zum Unterricht in Turbans mit wehenden! Schleiern erschien. Sie roch immer nach Fisch und pflegte den Rhythmus mit ihren harten Knochenfingern auf unsere Rücken zu klopfen. Wurde sie von ihrem Temperament übermannt, wanderte sie im Zimmer auf und ab, die Schleier malerisch um ihr Haupt wehen lassend, die weiß bepuderten Arme gleich Dreschflegeln schwingend, und rief mit Kommandostimme im Takt: «Eins, zwei, drei und vier! Fühlen mußt du's! Füh-len mußt du's!» Zu unserem besonderen Entzücken brach sie manchmal ob unserer Fehler in echte Tränen aus. «Nein! Nein! Doch nicht b, sondern h!» klagte sie mit gebrochener Stimme, und bitterlich weinend schlug sie sich die Hände vors Gesicht. Miss Welcome plagte uns nie mit Tonleitern oder Fingerübungen oder solch albernen Stücken wie «Für Kinderfinger». Wer bei ihr Unterricht nahm, begann vom ersten Tage an mit richtigen, handfesten, schwierigen Kompositionen richtiger, handfester, schwieriger Komponisten. Und wenn es den Schülern in der dritten Stunde noch nicht gelang, zum Beispiel die schnellen Läufe oder die vollen Akkorde RachmaninofFs Prelude in cis-moll vom Blatt zu spielen, strich Miss Welcome ohne mit der Wimper zu zucken die betreffenden Stellen. Mit derselben Kaltblütigkeit strich sie die tiefen oder hohen Töne eines Akkords, den unsere Finger nicht zu spannen vermochten. «Versuch's jetzt», befahl sie dann, und wenn es immer noch nicht klappen wollte, zückte sie den stets bereiten Bleistift und verurteilte den gesamten schwierigen Teil der Komposition zum Verschwinden. «Nun aber mit Gefüüüüüüüühl!» hieß es, und angespornt von unserer freudigen Erleichterung, hieben wir auf die Tasten und legten Gefühl in den kläglichen Rest der verbliebenen Noten. betty mcdonald: betty kann alles Fr. 9. Feb. 2007 23:59
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen Bei Temperaturen über 22 Grad kommt es zu innerem Abrieb, der Körper übersäuert, und man wird zum Pflegefall. Ich war auch kein Stück neugierig auf fremde Länder und Kulturen. Die Erwartungen an den Urlaub werden eh nie erfüllt. Quallenplage, Moosbefall, Bettenburgen. Erdstrahlen, giftige Tapeten und Gebäudesprengungen: Die meisten Urlauber kehren als Wracks aus dem Urlaub zurück, traumatisierte Discount-Touristen, von skrupellosen Reiseveranstaltern in den Alltag abgeschoben. So klebt der Pauschalzombie auf dem Weg nach Hause mit nässendem Po und blutunterlaufenen Augen auf den durchgescheuerten, viel zu engen Sitzen des abgewrackten Ostfliegers und bittet um Vergebung. Das war so ungefähr meine Meinung über Urlaub. Mir reichte völlig, was ich aus dem Fernsehen erfuhr. Alles Fremde machte mir Angst. Eigentlich machte mir alles Angst: Einkaufen, Autofahren, mich mit fremden Menschen unterhalten undundund- oderoderoder. heinz strunk: fleisch ist mein gemüse prall aus dem tragischen leben eines tanz- gala- schützenfestmuckers. darf in keinem [mucker]haushalt fehlen. So. 28. Jan. 2007 13:30
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen désirée nick: eva go home muss ich haben Sa. 27. Jan. 2007 08:56
link | 1 kommentar | kommentieren | lesen nichts ist mehr, wie es mal war: im sherwood forest gibt es einen center-parc, und der sheriff von nottingham ist eine frau.
Fr. 19. Jan. 2007 22:25
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen marina lewycka: kurze geschichte des traktors auf ukrainisch Do. 18. Jan. 2007 11:15
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen [...] Ja, der ganze Kühlschrank sah aus wie ein kleines Labor, in dem Alexander Fleming in der Hoffnung auf eine weitere Reise nach Stockholm alle möglichen unappetitlichen Experimente machte. elisabeth george: Mi. 3. Jan. 2007 23:55
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letzte kommentare:
🤭 🙈🖖
zotty | Fr. 12. Dez. 2025 10:11 Einer von den kleinen Steinen ...
Lakritze | So. 7. Dez. 2025 08:37 Welche Bauhöfe?
stapel | Sa. 6. Dez. 2025 23:48 Pflasterreparaturset von Temu für städtische ...
bubo | Fr. 5. Dez. 2025 17:17 Vermutlich gibt es dafür eine ...
zotty | Mi. 3. Dez. 2025 01:41 VWs tagebücher sind großartig. kann ...
exdirk | Mo. 1. Dez. 2025 20:27 Das empfinde ich als sehr ...
liuea | Mo. 1. Dez. 2025 19:07 Ich lese Ihren ersten Satz ...
bubo | Mo. 24. Nov. 2025 21:12 Wird auch Zeit
DieWaldfee | So. 31. Aug. 2025 13:01 Jaja, die Schriftstellerei und der ...
bubo | Do. 28. Aug. 2025 22:30 Eigentlich nix. War nur ein ...
stapel | Mi. 9. Juli 2025 13:14 jau
exdirk | Di. 24. Juni 2025 23:09 Und?
Schon wieder daheim?
zotty | Di. 24. Juni 2025 17:23 😎
zotty | Di. 24. Juni 2025 07:16 Uff…
liuea | Sa. 21. Juni 2025 10:22
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