Eine starke Mahlzeit war abgeleistet, aber schon am frühen Abend stand eine zweite bevor, diese mit den Damen. Andere schliefen inzwischen oder ergingen sich in Gesprächen. Was Henri betrifft, er spielte Ball, mit schweren, langen Bällen aus Leder, anstrengend zu werfen für Leute mit gefülltem Magen, und wo sie aufschlagen, hinterlassen sie mindestens Beulen. Verheerend ist ein Treffer gegen den gefüllten Magen, weshalb einer der Herren alsbald den Rasen deckte und andere sich noch vorher besiegt gaben. Henri wollte durchaus weiterspielen, und da es ihm an Edelleuten fehlte, rief er Bürger, die zusahen. Wer von ihnen der Beste im Ballspiel wäre, fragte er, und zu ihrem Erstaunen benannte er sie gleich selbst, denn er schätzte ihre Körper ein. Die Auserwählten waren ein Fleischhauer, ein Faßbinder, zwei Bäcker und ein Gauch, dieser versehentlich unter die ehrsamen Leute geraten; im Ballspiel verdiente er nun einmal Ehren und Gewicht. Sonst will niemand viel gemein haben mit einem Seiltänzer, Gaukler und vorbehaltenen Henkerswild. Nur das Spiel macht alle gleich, heinrich mann: die vollendung des königs henri quatre Do. 27. Juli 2006 10:13
link | 3 kommentare | kommentieren | lesen Zwischen den Pappeln erglänzte Metall: zuerst dachten alle an Waffen oder Kriegsgerät. »Nein«, sagten die Frauen, »wir wissen wohl, wie Edelsteine aufleuchten. Zum wenigsten sind es Stickereien.« Es war aber dies alles und noch mehr: staunend erblickte man ein Schiff aus Silber, es schwamm herbei durch die Luft - so schien es, und war dem übrigen Zuge voran, als er kaum erst in Sicht kam. Das silberne Schiff war so groß, daß Menschen es hätten besteigen können - und wirklich, Hände setzten ein Segel, aber es sind Kinderhände. Das Schiff ist mit Knaben bemannt, die sich anstellen wie Seeleute und derart auch singen. Ein wenig Kling und Klang begleitet sie, wer weiß woher, und übrigens, wovon bewegt sich dies Zauberschiff? heinrich mann: ›die vollendung des königs henri quatre‹ Mi. 19. Juli 2006 17:09
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Die adlige Jugend neigte zur Unkeuschheit, seitdem das Zechen abkam, und glaubte damit edleren Freuden nachzugehen, als wenn man soff. Sie sagten, obschon beides Laster genannt würde, an dem einen wäre doch auch der Geist beteiligt, es verlangte Klugheit und geböte Mut. Das Saufen wäre die gemeinste Untugend, es wäre ganz und gar nur leiblich, irdisch, der Verstand ginge dabei in die Brüche und auch noch andere Fähigkeiten hörten auf. heinrich mann: ›die jugend des königs henri quatre‹ Di. 11. Juli 2006 22:29
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Daher kam es, daß er am Handeln verzweifelte vor La Rochelle und sich dem Philosophieren ergab. Er tat es in der Gesellschaft und gewissermaßen unter der Führung eines Edelmannes von geringer Bedeutung aber gebürtig aus dem Süden. Vor kurzem hatte er ein richterliches Amt niedergelegt, um es einmal mit dem Soldatenstand zu versuchen - ohne besondere Auszeichnung auch hier. Er gab selbst zu, daß er keine Begabung habe, weder für Tanz noch Ballspiel noch Ringkampf, auch nicht für Schwimmen, Fechten, Kunstreiten und Springen, überhaupt für nichts. Sogar seine Hände waren ungeschickt, und er konnte nicht leserlich schreiben, wie er freiwillig gestand. Ungebeten setzte er hinzu: nicht mal einen Brief zumachen könne er, keine Feder zuschneiden, und andererseits kein Pferd aufzäumen. Durch all diese Mängel setzte er Henri mehr in Erstaunen, als wären es ebenso Vorzüge gewesen. Verbunden waren sie nämlich in einem Geist, den Henri, ob er wollte oder nicht, als seinesgleichen erkannte. Ja sogar der Körper des Edelmannes aus dem Perigord erinnerte ihn an sich selbst: das kurze Maß, die Gedrungenheit, die Kraft. Allerdings hatte der Vierzigjährige schon ein gerötetes Gesicht und eine Erhöhung auf dem kahlen Schädel. Auch war sein Ausdruck wohl freundlich, aber nachgerade berührt von der Trauer, gelebt und gedacht zu haben. Der neue Freund des jungen Henri hieß Herr Michel de Montaigne. heinrich mann: ›die jugend des königs henri quatre‹ Mi. 28. Juni 2006 14:30
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen in den vergangenen monaten vorwiegend mit den krimis von elisabeth george beschäftigt. fand ich richtig gut, einem vergleich mit der von mir hochverehrten dorothy sayers braucht sie nicht aus dem weg gehen. das nächste projekt: heinrich mann:
Mi. 31. Mai 2006 11:53
link | 4 kommentare | kommentieren | lesen lesen aus margaret atwood: der blinde mörder Mi. 10. Mai 2006 12:30
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen lesen harry g. frankfurt: bullshit Zu den auffälligsten Merkalen unserer Kultur gehört, daß es soviel Bullshit gibt. Jeder kennt Bullshit. Jeder trägt sein Scherflein dazu bei. Und doch neigen wir dazu, uns abzufinden. Die meisten Menschen meinen, sie seinen in der Lage, Bullshit zu erkennen und sich davor zu schützen, weshalb dieses Phänomen bislang wenig ernsthafte Aufmerksamkeit gefunden hat und nur unzulänglich erforscht worden ist. Das hat zur Folge, daß wir nicht sonderlich genau wissen, was Bullshit ist, warum es so viel davon gibt und welchen Zwecken er dient. Und es fehlt uns an einer gewissenhaft entwickelten Einschätzung dessen, was Bullshit für uns bedeutet. Mit andere Worten: wir besitzen keine Theorie. Mi. 5. Apr. 2006 12:12
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen Mo. 13. März 2006 01:03
link | 0 kommentare | kommentieren | lesen folge 3 les histoires inédites du petit nicolas: die kantine Mo. 13. Juni 2005 10:25
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letzte kommentare:
🤭 🙈🖖
zotty | Fr. 12. Dez. 2025 10:11 Einer von den kleinen Steinen ...
Lakritze | So. 7. Dez. 2025 08:37 Welche Bauhöfe?
stapel | Sa. 6. Dez. 2025 23:48 Pflasterreparaturset von Temu für städtische ...
bubo | Fr. 5. Dez. 2025 17:17 Vermutlich gibt es dafür eine ...
zotty | Mi. 3. Dez. 2025 01:41 VWs tagebücher sind großartig. kann ...
exdirk | Mo. 1. Dez. 2025 20:27 Das empfinde ich als sehr ...
liuea | Mo. 1. Dez. 2025 19:07 Ich lese Ihren ersten Satz ...
bubo | Mo. 24. Nov. 2025 21:12 Wird auch Zeit
DieWaldfee | So. 31. Aug. 2025 13:01 Jaja, die Schriftstellerei und der ...
bubo | Do. 28. Aug. 2025 22:30 Eigentlich nix. War nur ein ...
stapel | Mi. 9. Juli 2025 13:14 jau
exdirk | Di. 24. Juni 2025 23:09 Und?
Schon wieder daheim?
zotty | Di. 24. Juni 2025 17:23 😎
zotty | Di. 24. Juni 2025 07:16 Uff…
liuea | Sa. 21. Juni 2025 10:22
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